In Neuseeland sollen engere Beschränkungen zum Kauf von Zigaretten eingeführt werden. Gemäß des Smokefree 2025 Action Plan soll das Mindestalter für den legalen Zugang zu Tabakwaren stetig angehoben werden. Hilft dies den Menschen, weniger Zigaretten zu konsumieren und gesünder zu leben?
Die konkreten Pläne:
Zum Ende des kommenden Jahres soll das für den Zigarettenkauf erforderliche Mindestalter, welches in Neuseeland aktuell bei 18 Jahren liegt, um ein Jahr angehoben werden. Dies soll jedoch nicht blos einmal geschehen, jedes Jahr soll die Altersgrenze um ein weiteres Jahr angehoben werden. Dies führt dazu, dass Menschen, die nach 2008 geboren sind, in ihrem Leben niemals legal in Neuseeland Zigaretten kaufen können.
Diese Regelung trifft nicht vor allem sondern ausschließlich die Jugendlichen. Rauchende Erwachsende wird es wohl kaum stören, dass das Mindestalter für den Zigarettenkauf nun angehoben wird. Und sie werden aufgrund dieser Tatsache wohl auch ihren Konsum nicht einschränken. Doch auch für Erwachsene sind neue Maßnahmen geplant: der Nikotingehalt von Zigaretten soll künfitg nur noch minimal sein. Zigaretten sollen zudem nur noch in bestimmten Läden erhältlich sein. Auch Beratungen zu Suchtproblemen werden staatlich gefördert.
Die Gründe:
Ich glaube ich muss nicht erwähnen, dass man die Menschen hiermit dazu bewegen will, weniger zu rauchen und dadurch gesünder zu leben. Neuseeland hat derzeit verheerende Probleme mit dem Ruachen: es gilt als die häufigste vermeidbare Todesursache auf der Insel und begründet eine von vier Krebserkrankungen (Quelle: aerzteblatt). Die Quote der rauchenden Einwohner ist dabei mit 11,6% eher niedrig, bei den Ureinwohnern Neuseelands, den Maori, ist sie mit 29% deutlich höher. Täglich trifft es in Neuseeland 14 Menschen, die durch die Folgen des Rauchens ihr Leben verlieren. Die Idee hinter den neun Plänen der Regierung schein einleuchtend: wenn weniger Menschen rauchen, gibt es auch weniger Menschen, denen das Rauchen zum Verhängnis wird.
Eine gesunde Lösung?
Diese Ansätze klingen erstmal sehr fortschrittlich und vernünftig. Menschen das Rauchen abzugewöhnen, indem es gar nicht mehr möglich ist, Zigaretten zu konsumieren. Die Motivation hier ist auf jeden Fall realistischer als zu denken, dass Menschen aus Angst um ihre eigene Gesundheit auf das Rauchen verzichten werden.
Hier ein Beispiel: Ich erinnere mich an einen Tag vor einigen Jahren, an dem ich meinen Vater im Krankenhaus besuchte. Er lag dort mit zwei anderen Patienten im Zimmer und hat während seines Aufenthalts einiges über deren Krankengeschichten erfahren. Einer seiner Zimmergenossen hatte gerade seine dritte (!) Bypass-Operation überstanden, welche wegen seines langjährigen und starken Rauchens durchgeführt werden musste. An beiden Armen und Beinen zeigte er uns lange dünne Narben, die während der OPs durch Verlegen von Venen aus seinem Körper an sein Herz entstanden waren. Nun könnte man meinen, dieser ganze Aufriss und sein schlechter gesundheitlicher Zustand sei ihm eine Lehre gewesen – doch weit gefehlt. Selbst im Krankenhaus-Zimmer stellte er sich zum Rauchen auf den Balkon. So als würde er die Sorge um seine Gesundheit mit dem nächsten Zug in den Wind pusten.
Schön wäre es ja, wenn die neu beschlossenen Regelungen in Neuseeland die Menschen voll und ganz daran hindern würden, sich Zigaretten zu besorgen – nur dies tun sie nicht. Denn nur, weil etwas gesetzlich verboten wird, heißt es nicht, dass dies auf einmal nicht mehr existiert. Sie verhindern nur, dass Zigaretten legal gekauft werden, was andererseits ein breiteres Spektrum für den Schwarzmarkt lässt.
Zudem gibt es Mittel und Wege, um auch schon vor dem 18. Lebensjahr an Zigaretten zu gelangen – hierzulande wie auch dort. In Australien, dem Nachbarland von Neuseeland, ist zum Beispiel Alkohol erst ab 21 Jahren erhältlich. Es ist nur in sogenannten Liquor Stores zu kaufen, nicht aber im Supermarkt. Und es ist ziemlich teuer (man zahlt ca. 3-4x so viel wie in Deutschland). Die Australier haben also eine ganze Menge unternommen, um den Alkoholkonsum von Jugendlichen einzuschränken. Als ich damals mit meiner Cousine dort war, waren wir beide noch nicht 21 Jahre alt. Dennoch war es nicht besonders schwierig, an Alkohol zu kommen. Jederzeit konnte man jemanden in der Nähe fragen, ob er etwas vom Liquor Store mitbringen konnte. Die Leute, mit denen wir damals unterwegs waren, haben alle viel gefeiert und dabei auch viel Alkohol getrunken – trotz dieser Vorkehrungen.
So ähnlich wird das ganze nun auch in Neuseeland passieren. Jugendliche können sich nicht selbst Zigaretten kaufen, also fragen sie jemand älteren, ob er ihnen welche kaufen kann. Oder sie versuchen es auf dem Schwarzmarkt. Nichtsdestotrotz ist der Ansatz, den die Regierung in Neuseeland mit ihrer Politik verfolgt, ein guter. Es führt mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass Zigaretten im öffentlichen Raum nicht mehr so präsent sind, da neue Hürden für Konsumenten aufgebaut werden. Zigaretten werden von Jugendlichen häufiger in Gesellschaft geraucht, sie sind nicht selten ein Zeichen, „dazuzugehören“ – hier mag die neue Regel insoweit ins Schwarze treffen. Zumindest dann, wenn nicht nur das Kaufen sondern auch das Rauchen auf der Straße für Jugendliche verboten wird.
Wie viel Positives die neue Regelung in Neuseeland zum Thema Rauchen bringt, bleibt abzuwarten. Sie ist in vielerlei Hinsicht vielversprechend – andererseits lässt sie den Schwarzmarkt außer Acht, ebenso wie Jugendliche, die sich bewusst über geltende Regeln hinweg setzen wollen. Die Auswirkungen des Smokefree 2025 Action Plan abzuwarten, bleibt also spannend.
.. da sagst du was! ich rauche selbst und weiß es ist eigentlich ziemlich schlecht für mich. Aber davon loszukommen, ist sehr schwer. Und ich denke hier könnte man ansetzen und den Menschen helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Das bringt mehr als irgendwelche Verbote.
viele liebe Grüße von Leni
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